Die COVID-19-Pandemie hat die Wirtschaft in der Bundesrepublik und auf der ganzen Welt auf unterschiedliche Weise beeinflusst. Während digitale Unternehmen zum Beispiel überwiegend von der Krise profitiert haben, hat der stationäre Einzelhandel unter anderem – trotz staatlicher Hilfen – besonders hart unter den Folgen des Lockdowns gelitten. Doch wie hat sich die Corona-Krise in den unterschiedlichen Bundesländer ausgewirkt: Gibt es Bundesländer und Branchen, die mehr oder weniger von der Pandemie betroffen sind? Wie stark sind die ehemaligen ostdeutschen Bundesländer im Vergleich zu den alten Bundesländern betroffen? Hat sich die Kluft zwischen Ost und West in der Krise wieder vergrößert? Die Analysen auf dieser Seite sollen einen aktuellen Stand der Dinge für jedes der 16 Bundesländer wiedergeben und einen Vergleich ermöglichen.
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Unter Verwendung der HitHorizons Datenbank als Primärquelle sowie Daten des Statistischen Bundesamtes wurden insbesondere Existenzgründungen, Veränderungen in den Beschäftigungszahlen seit der Pandemie sowie Veränderungen des Bruttoinlandsproduktes pro Kopf untersucht. Die Analyse soll den Zustand der folgenden Wirtschaftszweige in den 16 Bundesländern bewerten: Landwirtschaft Forstwirtschaft und Fischerei, Finanzen, Versicherungswirtschaft,Immobilienwirtschaft, Bergbau, Öffentlicher Sektor, Elektro-, Gas- und Sanitärversorgung, Dienstleistungen, Hotel- und Gaststättengewerbe, Handel und Transport sowie Information und Kommunikation. Darüber hinaus wurden Unternehmensgründungen nach Branchen, etwa in den Bereichen E-Commerce, Energie, Industrie, Mobilität und Lebensmittel untersucht. Schließlich wurde auch die Veränderung des Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Jahresvergleich der einzelnen Bundesländer analysiert – lesen Sie weiter, um mehr zu erfahren.
1. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf
Die ostdeutschen Bundesländer (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen) waren in Bezug auf das BIP am wenigsten von der Pandemie betroffen. Brandenburg zum Beispiel verzeichnete nur eine Veränderung von -1,15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Am stärksten betroffen waren die alten Bundesländer (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Saarland, Bremen). Von allen Bundesländern war Bremen mit einer Pro-Kopf-Veränderung von -5,42 Prozent am stärksten betroffen.
BIP pro Kopf, 2019 und 2020
Bundesländer 2019 2020 Veränderung Bremen -5.42% € 49,389 € 46,712 -5.42% Saarland -5.00% € 36,396 € 34,576 -5.00% Hamburg -4.42% € 67,649 € 64,661 -4.42% Hessen -4.28% € 47,412 € 45,383 -4.28% Baden-Württemberg -4.17% € 47,668 € 45,680 -4.17% Bayern -4.09% € 49,293 € 47,278 -4.09% Niedersachsen -3.51% € 39,091 € 37,718 -3.51% Rheinland-Pfalz -3.05% € 36,436 € 35,326 -3.05% Nordrhein-Westfalen -2.84% € 40,617 € 39,464 -2.84% Thüringen -2.82% € 30,124 € 29,275 -2.82% Sachsen -2.61% € 32,177 € 31,338 -2.61% Sachsen-Anhalt -2.28% € 29,697 € 29,020 -2.28% Schleswig-Holstein -1.50% € 34,620 € 34,101 -1.50% Berlin -1.41% € 43,518 € 42,906 -1.41% Mecklenburg-Vorpommern -1.36% € 29,523 € 29,122 -1.36% Brandenburg -1.15% € 30,268 € 29,919 -1.15%
2. Beschäftigte pro Branche
Diese Tabellen zeigen Beschäftigtenzahlen je Branche pro 100.000 Einwohner in den jeweiligen Bundesländern. Mecklenburg-Vorpommern ist das führende Bundesland der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, mit mehr Beschäftigten pro 100.000 Einwohner als jedes andere Bundesland. Sachsen ist mit 3.062 Beschäftigten je 100.000 Einwohner das Zentrum des Baugewerbes in Deutschland. Die Bundeshauptstadt Berlin liegt bei den Arbeitsplätzen im öffentlichen Dienst an erster Stelle. Bremen ist ein Drehkreuz für Elektro-, Gas- und Sanitärdienstleistungen.
Hamburg
Hamburg ist Deutschlands Dienstleistungsmetropole und liegt in fünf Kategorien an der Spitze: Finanz-, Versicherungs- und Immobilienwesen sowie Dienstleistungen. Auch in den Bereichen Handel und Verkehr, Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Information und Kommunikation hat Hamburg einen Boom erlebt. Wie hat Hamburg sonst noch in der Studie abgeschnitten? Lesen Sie weiter, um mehr zu erfahren.
Zahl der Beschäftigten nach Branche (je 100.000 Einwohner) - Balkendiagramm-Visualisierung
Zahl der Beschäftigten nach Branche (je 100.000 Einwohner) - Treemap-Visualisierung
3. Gegründete Startups
Berlin
Mit mehr Startups pro Kopf als in jedem anderen Bundesland sind die Berliner mit bemerkenswerten 681 Neugründungen im Jahr 2020 die unternehmerischsten Menschen in Deutschland, was 18.9 Neugründungen pro Kopf entspricht.
Gründungen pro Kopf in Deutschland im Jahr 2020
Bayern ist ein weiteres Epizentrum für neues deutsches Unternehmertum, mit dem größten Anstieg an gegründeten Startups im Vergleich zum Vorjahr, mit einer absoluten Steigerung von 91 Startups im Vergleich von 2019 zu 2020.
Thüringen
Im ländlichen Bundesland Thüringen gibt es nach der Pandemie einen Startup-Boom. Mit einem Plus von 156 Prozent weist Thüringen im Vergleich zum Vorjahr den größten prozentualen Zuwachs an Neugründungen in Deutschland auf. Dabei sind allem eine Zunahme der Gründungen in den Bereichen Lebensmittel und Industrie zu beobachten.
Startups, gegründet 2019 und 2020
4. Gründungen nach Branchen
Brandenburg
Brandenburg hat von den Veränderungen des Verbraucherverhaltens hin zum Online-Einkauf mit einem sprunghaften Anstieg neuer E-Commerce-Gründungen profitiert. Die Zahl der E-Commerce-Gründungen in Brandenburg ist um 400 Prozent gestiegen und spiegelt die zunehmende Nutzung des Online-Shoppings während der Pandemie wider. Darüber hinaus konnte Brandenburg einen Anstieg der Gründungen von Mobility-Startups verzeichnen. Ein Zusammenhang mit dem Bau der neuen Tesla Gigafactory in Brandenburg kann nur vermutet werden.
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg ist und bleibt das Zentrum für grüne Tech-Innovationen, mit einer boomenden Energiebranche. Das südwestliche Bundesland hat den höchsten Zuwachs an Energie-Startups, mit einem Anstieg von 250 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Energie
E-commerce
Nahrungsmittel
Produktion
Mobilität
Methodik
Die von HitHorizons durchgeführte Analyse zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die 16 deutschen Bundesländer konzentrierte sich auf vier Untersuchungsfelder: Beschäftigte pro Industrie, gegründete Startups, gegründete Startups nach Branchen und Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auf Jahresbasis.
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf Jährlich (EUR)
Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf beschreibt die Wirtschaftsleistung eines jeden Bundeslandes. Es ist das monetäre Maß für den Marktwert aller Waren und Dienstleistungen. Es ist eine maßgeblicher Faktoren, um die Auswirkungen der Pandemie zu bewerten. Dies wurde neben den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder auch mit HitHorizons Daten überprüft. Untersuchte wurde die Veränderung des Pro-Kopf-BIP in allen 16 Bundesländern von 2019 bis 2020, um die Auswirkungen der Pandemie zu bewerten.
Beschäftigte pro Industrie (pro 100.000 Einwohner in jedem Bundesland)
Die Anzahl der Beschäftigten pro Branche wurde von Hithorizons übernommen und mit Daten des Statistischen Bundesamts und den statistischen Ämtern der Länder abgeglichen. Die Beschäftigtenzahlen stammen aus dem Jahr 2020; wenn diese nicht verfügbar waren, wurden stattdessen Daten aus dem Jahr 2019 verwendet. Die Daten wurden auf der Basis von 100.000 Einwohner vergleichbar gemacht, um trotz der unterschiedlichen Größe der einzelnen Bundesländer eine aussagekräftigere Darstellung zu liefern.
Gegründete Startups
Die Daten für Startup-Gründungen wurden von HitHorizons bereitgestellt und mit dem Startupdetector Report 2020 abgeglichen. Ein Startup wird von einer oder mehreren unternehmerischen Personen gegründet, die ein Unternehmen für Produkte oder Dienstleistungen gründen und diese auf den Markt bringen, in der Hoffnung, dass daraus ein skalierbares Geschäftsmodell wird. Wir haben die Startup-Ökosysteme auf verschiedene Faktoren analysiert:
- Startups pro Kopf
- Anzahl der gegründeten Startups (Anstieg in absoluten Zahlen von Jahr zu Jahr)
- Anzahl der gegründeten Startups (prozentualer Anstieg gegenüber dem Vorjahr)
Startup-Gründungen nach Branchen
Die Daten zu den Startup-Gründungen nach Branchen wurden für die Jahre 2019 und 2020 erhoben und basieren auf HitHorizons Daten und den Daten des Startupdetector Report 2020. Für die Analyse wurden vier Kategorien ausgewählt: E-Commerce, Lebensmittel, Industrie und Mobilität. Es ist wichtig zu beachten, dass im nicht alle Bundesländer im Untersuchungszeitraum Startup-Gründungen in den analysierten Branchen vorzuweisen haben und einige der prozentualen Veränderungen aufgrund der geringen Anzahl von Startups in bestimmten Staaten recht hoch sein können.
Die Untersuchung wurde von der Agentur ABCD Agency im Juni 2021 durchgeführt.